Die Renaissance Deutschlands – Mit Vollgas in die Zukunft!
Lethargie, Bürokratie, hohe Energiepreise, schlechte konjunkturelle Perspektiven und eine daraus sich ergebende Standortdiskussion sind nur einige der Aspekte, die deutschen Unternehmen in jüngster Zeit große Sorgen bereiteten. Doch schon einmal galt Deutschland als der kranke Mann Europas und schaffte schließlich die Wende zum Besseren. Die Lösung damals: die Agenda 2010.
Rund 20 Jahre später könnte sich die Geschichte wiederholen und der deutschen Wirtschaft dieses Kunststück ein weiteres Mal gelingen. Denn die von der vermutlich neuen deutschen Bundesregierung angestoßene Lockerung der Schuldenbremse zur Finanzierung der Verteidigungs- und Sicherheitsausgaben und der neue Infrastrukturfonds über 500 Mrd. EUR markieren einen historischen Richtungswechsel in der deutschen Finanzpolitik. Im Koalitionsvertrag sind zudem einige Entlastungen für Unternehmen vorgesehen. So sind Sonderabschreibungen auf Ausrüstungsinvestitionen und eine Senkung der Körperschaftssteuer auf Unternehmensgewinne geplant.
Ein fiskalpolitischer Paradigmenwechsel
Auch, wenn nicht alle Punkte direkt adressiert werden, ist die Chance hoch, dass das Jahr 2025 in der historischen Betrachtung den Wendepunkt einer strukturellen Neuausrichtung der deutschen Finanzpolitik markiert. Denn im Unterschied zu früheren Fiskalpaketen handelt es sich nicht um kurzfristige Konjunkturpakete, sondern um strukturelle Investitionen, die ihre positive Wirkung langfristig zeigen dürften. Die Programme bieten den Unternehmen dringend benötigte Planungssicherheit. Sie schaffen Anreize, Produktionskapazitäten auszubauen, neue Arbeitsplätze zu schaffen und langfristig zu investieren. Gerade in einer Phase, in der zentrale Elemente des exportorientierten deutschen Wirtschaftsmodells durch US-Zölle unter Druck geraten, setzen sie damit wichtige wirtschaftliche Gegenimpulse.
Gleichzeitig könnte die wirtschaftspolitische Unsicherheit, die die deutsche Wirtschaft seit geraumer Zeit lähmt, spürbar zurückgehen. Der von Forschern der Stanford University und Northwestern University entwickelte Unsicherheitsindex verweist für Deutschland auf ein außergewöhnlich hohes Niveau. Studien zufolge bremst diese Unsicherheit das Bruttoinlandsprodukt (BIP) aktuell um rund 1,2 Prozent – ein Wachstumshemmnis, das nun gelockert werden könnte.
Quellen: www.PolicyUncertainty.com, Metzler
Stand: März 2025
Steigende Staatsverschuldung – der Spielraum ist da
Mit 66 Prozent des BIP lag Deutschlands Staatsverschuldung Ende 2024 laut OECD deutlich unter dem Niveau vieler anderer Industrieländer. Die Ratingagentur Standard & Poor's bestätigte jüngst das erstklassige Kreditrating Deutschlands von "AAA" mit stabilem Ausblick und betonte dabei das Potenzial wachstumsfördernder Investitionen zur Stärkung der Kreditwürdigkeit. Mit Blick auf die Vergangenheit wäre ein Schuldenanstieg auf 70 bis 90 % des BIP unkritisch – bereits im Jahr 2012 lag die deutsche Schuldenquote bei 87 Prozent, im Jahr 2020 bei 81 Prozent. Der finanzpolitische Spielraum ist also vorhanden, um zentrale Zukunftsaufgaben zu finanzieren.
Risiken gehen von der Inflation, nicht den Schulden aus
Nach Einschätzung des Sachverständigenrats liegt das Potenzialwachstum der deutschen Wirtschaft bei derzeit nur noch 0,5 Prozent – primär bedingt durch demografische Effekte und sinkende Arbeitszeiten. Sollte das reale Wachstum infolge der staatlichen Impulse zum Beispiel auf drei Prozent steigen, würde die Inflationsgefahr zunehmen. Denn der Arbeitsmarkt ist weiterhin angespannt und der bestehende Fachkräftemangel dürfte es erschweren, dass die zusätzliche Nachfrage vollständig durch einen entsprechenden Produktionsanstieg gedeckt werden kann. Die Folge wären höhere Preise und Löhne. Einen solchen Inflationsanstieg könnte die Europäische Zentralbank zu Zinserhöhungen zwingen – mit potenziell gravierenden Auswirkungen für hochverschuldete Eurostaaten wie Italien und Frankreich.
Vor diesem Hintergrund erscheint der Renditeanstieg bei Bundesanleihen – der stärkste seit der deutschen Wiedervereinigung – zwar nachvollziehbar, aber aus fundamentaler Sicht nicht gerechtfertigt. Denn die Staatsverschuldung allein ist kein statistisch signifikanter Treiber der Anleiherenditen – das belegt schon das Beispiel Japan. So prognostiziert unser Modell für 10-jährige Bundesanleihen bis zum Jahresende eine stabile Rendite von rund 2,3 Prozent. Das Modell berücksichtigt eine Vielzahl relevanter Einflussfaktoren, darunter auch die Inflationsentwicklung. Erst wenn sich diese entscheidend ändert, wäre mit nachhaltigen Auswirkungen auf den Anleihemarkt zu rechnen. Der deutsche Staat geht also einen mutigen, aber begründeten Weg und nutzt seinen fiskalischen Spielraum strategisch. Der Investitionsschub ist ein Signal an Unternehmen, Bürger und Investoren: Deutschland glaubt an seine Zukunft. Die Kombination aus Planbarkeit, Investitionen, strukturellen Reformen und fiskalpolitischer Solidität macht eine echte wirtschaftliche Renaissance möglich – mit positiven Spillover-Effekten für ganz Europa.
Quelle: Metzler
Stand: 31.3.2025
An den Kapitalmärkten ist die Botschaft angekommen
An den Kapitalmärkten verfangen die deutschen Wachstumsperspektiven bereits. In Aktienfonds mit Deutschland-Fokus flossen in den ersten drei Monaten des Jahres so viele Anlegergelder wie seit dem Jahr 2005 nicht – dem Beginn der statistischen Erhebung.
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Dabei haben die im DAX gelisteten Standardwerte bereits seit geraumer Zeit eine beachtliche Wertentwicklung gezeigt. Nebenwerte jedoch blieben bislang zurück. Viele Investoren haben hier in der Vergangenheit ein Investment aus Risikoüberlegungen heraus vermieden, da Nebenwerte deutlich stärker von der Binnenkonjunktur abhängig sind als die stark exportorientierten DAX-Unternehmen. Daher dürften deutsche Nebenwerte auch weniger stark unter den US-Zöllen leiden – auch, wenn sie grundsätzlich als konjunktursensibler gelten. Insofern stehen die Voraussetzungen gut, dass im Zuge der staatlichen Investitionsprogramme Unternehmen nun mehr Planungssicherheit erhalten und Deutschland mittelfristig ein erhöhtes Potenzialwachstum erzielen kann. Die bislang vernachlässigten Nebenwerte dürften dann verstärkt ins Blickfeld der Anleger rücken.