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Information für professionelle Anleger - 8.7.2025

ESG-Strategie im Wandel

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Die internationale Klimapolitik steht an einem kritischen Wendepunkt. Zum einen könnte das Pariser Klima­abkommen im zehnten Jahr seines Bestehens neu adjustiert werden, zum anderen ringt die Europäische Union mit der Entbürokratisierung ihrer ESG-Regulierung, um wettbewerbsfähiger zu werden. Beide Entwicklungen werden die Rahmenbedingungen für Investoren langfristig prägen.

 

Dr. Philipp Finter und Daniel Sailer
Dr. Philipp Finter, ESG Integration & Research, und Daniel Sailer, Leiter Sustainable Investment Office, Metzler Asset Management GmbH

Im Januar 2025 erklärten die USA ihren Rückzug aus dem Pariser Klimavertrag und dem Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC). 

US-Ausstieg aus dem Pariser Abkommen: Ein Paukenschlag mit Folgen

Die USA senden damit nicht nur ein verheerendes Signal, gleichzeitig stehen auch zentrale finanzielle Verpflichtungen für die internationale Klimahilfe auf dem Spiel. Denn die USA zählen zu den größten Beitragszahlern in Fonds wie dem Green Climate Fund. Deren künftige Ausstattung ist nun ungewiss. 

Zusätzlich wurden nationale Klimaschutzprogramme ausgesetzt oder gekappt, etwa einzelne Fördermaßnahmen des Inflation Reduction Act. 2025 könnte somit zum Schicksalsjahr für das Abkommen werden. Es ist gut möglich, die Vertragsparteien stellen auf dem Weltklimagipfel COP 30 im November in Brasilien fest, dass die vereinbarten Millenniumsziele unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht mehr zu realisieren sind – was auch eine weitreichende Neuausrichtung des Abkommens zur Folge hätte.

Zwickmühle für Investoren: Risi­ken erkennen, Chancen wahren

Für Investoren würden sich unmittelbare Konsequenzen ergeben: Für Portfolios, die sich am 1,5-Grad-Rahmen von Paris orientieren, müssten Richtwerte neu definiert und Szenarioanalysen angepasst werden. Investoren sollten sich zudem auf einen Rückbau von Klimaschutzmaßnahmen einstellen und damit rechnen, dass Unternehmen Klimaziele zurücknehmen oder neu adjustieren. 

Wir gehen jedoch nicht von einer klima­politischen Wende bei den Unternehmen aus: Auch wenn die bestehenden Ziele des Pariser Abkommens aufgeweicht würden, schreitet die weltwirtschaftliche Dekarbonisierung un­aufhaltsam voran. Investitio­nen in erneuer­bare Energien, Energie­effizienz, Wasserstofftechnologien und Elektro­mobi­li­tät bieten langfristig attraktive Perspektiven sowohl für Unternehmen als auch für Anleger – nicht zuletzt, weil grüne Energie­träger inzwischen kostengünstiger sind als fossile Ressourcen. Besonders europäische Unternehmen sollten ihren Transformations­kurs beibehalten, um nicht von chinesi­schen Anbietern technologisch abgehängt zu werden, die bei vielen Transformationstechnologien bereits heute führend sind. 

ESG-Regulierung in der EU: Dringender Reformbedarf 

Parallel zu den globalen Klimadebatten ringt die EU-Kommission mit der Komplexität ihrer ESG-Gesetzgebung. Hohe Bürokratiekosten belasten vor allem deutsche Unternehmen: Laut Statistischem Bundesamt lagen die jährlichen Kosten für Informationspflichten Anfang 2024 bei 66,5 Mrd. EUR. Innerhalb eines Jahrzehnts ist die Zahl der Informationsvorgaben um 16 Prozent gewachsen. In einer repräsentativen Umfrage des ifo-Instituts berichten mehr als 90 Prozent der befrag­ten Unternehmen, ihre Bürokratiebelastung sei im Jahr 2024 gegenüber dem Jahr 2022 „gestiegen“ oder „stark gestiegen“. 

Haupttreiber der Belastung sind neue Regelwerke wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und das EU-Lieferkettengesetz (CSDDD), die umfangreiche Berichtspflichten vorschreiben. 

Omnibus-Initiative: Entlastung in Sicht?

Mit der sogenannten Omnibus-Initiative möchte die Kommission die Wettbewerbsfähigkeit der EU steigern und den Verwaltungsaufwand für die Unternehmen bis 2029 um rund 37 Mrd. EUR jährlich reduzieren. Beispielsweise sollen Datenanforde­rungen in CSRD und Taxonomie sinken: von rund 1.200 auf künftig einige Hundert wesentliche Datenpunkte.

Grüner Protektionismus: Zusätzliche Bürokratie? 

Zeitgleich arbeitet die Kommission am Clean Industrial Deal, der unter anderem eine Ausweitung des grünen Protektionismus vorsieht – etwa Nachhaltigkeitslabels für EU-Produkte in öffentlichen Ausschreibungen. Dieses Vorhaben birgt allerdings die Gefahr, dass die Bürokratiebelas­tung durch viele Kontrollmechanismen erneut steigen könnte.

Gestaltungswille entscheidet

Die kommenden Monate werden zeigen, wie umfassend die USA ihre Klimapolitik ändern werden und ob die EU-Kommission ihre Agenda zur Wettbewerbsfähigkeit effektiv umsetzt. Investoren sollten ihr Politikmonitoring also intensivieren, um am Megatrend der Dekarbonisierung auch in einer Ära nach dem Pariser Klima­abkommen erfolgreich partizipieren zu können. 

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