2025 wird zum Schicksalsjahr für das Pariser Klimaabkommen
Bis Februar 2025 müssen die mehr als 190 Vertragsstaaten des Pariser Klimaabkommens ihre aktualisierten Klimabeiträge mit Zielen für 2035 vorlegen. Viele Nationen werden dabei nachbessern müssen, denn die globalen Treibhausgasemissionen steigen weiter. So markierten die weltweiten Emissionen nach Berechnungen des UN-Umweltprogramms UNEP 2023 einen neuen Höchststand von 57,1 Gt CO2e. Zudem warnt die Internationale Energieagentur (IEA), dass der Ausbau erneuerbarer Energien bis 2030 nicht schnell genug voranschreitet, um ein Netto-Null-Szenario zu erreichen. Zur Erreichung der Pariser Klimaziele von maximal 2°C, idealerweise 1,5°C Erderwärmung, ist daher eine erhebliche Steigerung der Ambitionen erforderlich.
Dass es dazu kommt, ist unwahrscheinlich. Donald Trump zeigt wenig Interesse an internationalen Klimaverhandlungen. Ein US-Rückzug aus dem Pariser Klimaabkommen sowie der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) wäre daher nicht überraschend. Ein solcher Schritt des weltweit zweitgrößten Verursachers von Treibhausgasen (THG) dürfte einen erheblichen Belastungsfaktor für die internationale Klimadiplomatie darstellen.
Parallel dazu verlagert sich in den Staaten der Europäischen Union der politische Schwerpunkt derzeit vom Green Deal hin zur Stärkung der Wettbewerbs- und Verteidigungsfähigkeit. Die Schwellen- und Entwicklungsländer fordern gleichzeitig umfangreiche finanzielle Kompensationen der Industrieländer für verstärkten Klimaschutz. China und Indien haben sich zum Ziel gesetzt erst 2060 beziehungsweise 2070 klimaneutral zu werden.
Vor diesem Hintergrund dürfte 2025 zum Schicksalsjahr für das Pariser Klimaabkommen werden. Es ist sehr gut möglich, dass das Abkommen auf der Weltklimakonferenz im November 2025 in Brasilien (COP 30) offiziell als nicht mehr realisierbar eingestuft wird und eine Neuausrichtung erfährt.
Reform der Paris-Ziele hätte erhebliche Auswirkungen
Neben den negativen Folgen für Mensch und Natur sowie weitreichenden politischen Implikationen hätte eine Neuausrichtung des Klimaabkommens auch signifikante Auswirkungen auf Unternehmen und Investoren. Denn das Abkommen regelt die Bedingungen, unter denen Klimastrategien konzipiert und umgesetzt werden. So nutzen Investoren das 1,5°C-Ziel als Richtschnur für Anlageentscheidungen. Unternehmen richten ihre Investitionsplanung daran aus.
Die Beschlüsse des Abkommens sind zudem tief in regulatorischen Rahmenbedingungen verankert. Dies zeigt sich am Beispiel der EU-Benchmarkverordnung für Klimaindizes oder den Anforderungen an Klimatransformationsplänen für Unternehmen im Rahmen der CSRD-Berichterstattung. Indirekte Konsequenzen ergeben sich auch aus der ESMA-Leitlinie für ESG-bezogene Fondsnamen, die 2025 umgesetzt wird und die die Bedeutung von Transformationsfonds steigern wird. Diese Fonds orientieren sich an Transformationspfaden, die auf wissenschaftsbasierten Klimazielen beruhen. Genau diese Ziele könnten auf der Weltklimakonferenz 2025 eine Rekalibrierung erfahren.