BigPoint: Als Projektpate viel gelernt
Jürgen Bock ist seit 2008 Kundenbetreuer in der Geschäftsstelle Metzler Private Banking in Hamburg. Als gebürtiger Hamburger suchte er nach Möglichkeiten, sich in seiner Heimatstadt zu engagieren. Er ließ sich anstecken von der Idee und der Energie des Projekts BigPoint und engagiert sich persönlich als Projektpate.
Wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Am 19. April 2013 machte ich mich aus meinem Hamburger Büro auf den Weg zur GWA St. Pauli e.V. zusammen mit meiner Kollegin Sigrun Stosius aus Frankfurt. Sie ist dort Vorstand der Metzler-Stiftung. Wir hatten vom BigPoint Projekt gehört und wollten uns selbst einen Eindruck verschaffen. Damals lernte ich Richard Osterhage, den Projektverantwortlichen, kennen und schätzen.
Was bedeutet es für Dich, Projektpate von BigPoint zu sein?
Was meine Aufgabe oder mein Anteil als Projektpate sein würde, war mir am Anfang nicht ganz klar. Im Laufe der Jahre sah ich meine Aufgabe vor allen Dingen darin, anderen Hamburger Stiftungen das Projekt BigPoint näherzubringen und das Netzwerk der Förderer ein wenig zu vergrößern. Da seit 2016 auch das Mädchen-Programm dazu gehört, ist auch die Finanzierung anspruchsvoller.
Was war der Auslöser dafür, dass Du zwei Jahre lang als Hospitant und Fotograf einen BigPoint-Jahrgang der Jungs begleitet hast?
Die Abschlussfeier 2017 für den fünften Jahrgang – mich hatte beeindruckt, wie präsent und selbstbewusst die Jungs waren und wie gut sie von ihren Erfahrungen bei BigPoint berichten konnten. Dazu gehörte auch die Begegnung mit Alumni, die mich sehr beeindruckten mit ihrer Energie und ihrem Fleiß, mit dem sie ihre Ziele verfolgten und auch schon vieles erreicht hatten.
Deshalb diskutierte ich später mit Richard, ob ich nicht selbst die Entwicklung dieser Jungs beim sechsten Durchgang hautnah miterleben könnte und zwei Jahre lang ein Teil der Gruppe würde. Am 9. Januar 2018 ging es dann für mich um 16:00 Uhr pünktlich los im Gruppenraum in der Bernhard-Nocht-Straße 9.
Welche Erlebnisse sind hängengeblieben?
Sehr viele – vor allen Dingen diejenigen, bei denen ich meine persönliche Komfortzone sehr weit verlassen musste. Da habe ich auch über mich selbst am meisten gelernt. Beispielsweise bei Wettspielen – da habe ich immer wieder gemerkt, dass die Jungs viel jünger und fitter sind. Sie haben so viel Power – aber sie haben immer wieder Rücksicht auf mich genommen und Geduld gezeigt.
Auch wenn ich mich zu Terminen verspätet hatte, weil ich nicht pünktlich das Büro verlassen konnte, haben sie – hungrig wie sie oft waren – mit dem Essen auf mich gewartet, damit wir gemeinsam anfangen. So haben sie mir gezeigt, dass wir ein Team sind.
Die Jungs in dieser Runde waren alle Flüchtlinge, die erst noch besser Deutsch lernen mussten. Ihre Fortschritte in der Sprache waren beachtlich und ich habe mich immer wieder sehr gefreut, wenn sie sich mir gegenüber geöffnet hatten, Fragen stellten und mir von ihren Plänen, Erfolgen aber auch Rückschlägen erzählten.
Ausgerechnet der jüngste in der Gruppe, Bashar, hatte als erster seinen Ausbildungsvertrag zum Mechatroniker und hat ihm mir ganz stolz gezeigt. Außerdem fand ich es bemerkenswert, wie sich die Solidarität in der Gruppe über Ländergrenzen und Religionszugehörigkeiten entwickelt hatte. Besonders berührt hat mich die Einladung von Aihams Familie zum gemeinsamen Abendessen mit der Gruppe in ein Containerdorf an den Hamburger Elbbrücken.
Ich habe so viel über ihre Welt erfahren und denke heute auch noch oft, dass sie mit ganz anderen Augen auf „mein“ altbekanntes Hamburg blicken. Ich habe im Projekt genauso viel gelernt wie die Jungs.
Danke Jungs, danke Richard, es war eine reiche Zeit!