Metzler-Glückscent: Eine Spende, die happy macht
Mit dem Glückscent können Metzler-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ganz einfach Gutes tun: Wer mitmacht, verzichtet auf den Nachkomma-Betrag aus seiner monatlichen Gehaltsüberweisung (Nettogehalt) zugunsten der Metzler-Stiftung – also auf maximal 99 Cent monatlich. Am Ende des Jahres wird der Betrag vom Vorstand verdoppelt. Mit dem Glückscent aus den Jahren 2020 und 2021 unterstützt die Metzler-Stiftung das Projekt „Sprachcafé“ der gemeinnützigen FaPrik gGmbH in Frankfurt-Höchst.
Das Sprachcafé unterstützt geflüchtete Frauen dabei, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Im Sprachcafé können sie sich an drei Nachmittagen austauschen, Informationen über den Start in Deutschland erhalten – und natürlich Deutsch lernen. Durch die Förderung der Metzler-Stiftung kann das Sprachcafé jetzt auch an einem dritten Tag öffnen. Stiftungsvorstand Sigrun Stosius sprach mit Mércia Thym vom Sprachcafé.
„Ich liebe das Sprachcafé!“
Sigrun Stosius: Was ist das Besondere am Sprachcafé?
Mércia Thym: Dass hier gemeinsam Deutsch gelernt wird – aber auch so viel anderes mehr. Einige der Frauen, die zu uns kommen, haben schon Deutsch-Kurse hinter sich – aber nicht die Möglichkeit, auch ihr Deutsch zu trainieren. Denn nach den Kursen geht es dann meist wieder zurück in ihre Familien, wo weiter in der Heimatsprache gesprochen wird. Je länger das dauert, desto mehr schämen sich viele dafür, dass sie so schlecht Deutsch sprechen. Ein Teufelskreis. Wir holen sie aus der Isolation und bringen sie dazu, ihre Kenntnisse anzuwenden. So erfahren wir auch, wo wir unsere Gäste noch beraten und begleiten müssen.
Sigrun Stosius: Woher kommen Ihre Teilnehmerinnen?
Mércia Thym: Unterschiedlich. Meist aus Afghanistan, Somalia, der Elfenbeinküste, der Türkei und jetzt verstärkt auch Frauen aus der Ukraine. Es gibt viel zu tun.
Sigrun Stosius: Wie erfahren die Frauen von Ihnen?
Mércia Thym: Es gibt viele Kanäle: über Mund-zu-Mund-Propaganda, über den Kontakt zu Moscheen im Stadtteil, über die Vernetzung mit Berami und anderen Organisationen in Frankfurt. Wir füllen auch eine große Lücke: Für Frauen bis 27 Jahre gibt es zahlreiche offizielle Angebote zum Deutschlernen – danach fällt die Förderung durch die öffentliche Hand weg. Das Sprachcafé ist da für Jung und Alt. Auch für die, die schon länger hier sind und bislang unter dem Radar flogen.
Sigrun Stosius: Gibt es einen besonderen Trick, um die Hemmschwelle abzubauen?
Mércia Thym: Ein Eisbrecher ist sicher, dass ich selbst zugewandert bin. Ich komme aus Brasilien und habe immer noch meinen Akzent. Mein Vorbild macht Mut! Ich kenne die Probleme; musste mich beispielsweise auch durch den Bürokratiedschungel schlagen, um hier zu studieren. Seit 12 Jahren bin ich Sozialarbeiterin und seit 2017 beim Sprachcafé. Ich erinnere mich immer gerne an meinen eigenen Sprachkurs zurück. Meine Mitschüler und ich nahmen einmal die U-Bahn und eine andere Passagierin nieste kräftig. Wir antworteten laut mit „Geburtstag!“ Wir waren so stolz drauf, für uns klang das gleich wie „Gesundheit“. Es gab ein Riesengelächter für alle, die dabei waren – ich werde es nie vergessen. Man muss mit Spaß lernen, dann klappt es besser!
Sigrun Stosius: Was macht besondere Freude?
Mércia Thym: Montags, das Vorlesen. Wir nehmen ein Märchen, eine Fibel oder ein Kinderbuch und ich lese vor. Danach stellen wir Fragen und besprechen den Text zusammen. Da wird viel gelacht und erzählt, auch aus der Heimat und der eigenen Kindheit. Später lesen die Frauen selbst laut vor – oft viel besser, als sie sich vorher zutrauten. Dienstags geht es um Grammatik und mittwochs um berufliche Fragen, insbesondere um Begriffe beim Kosmetik- und Friseurhandwerk .
Sigrun Stosius: Das klingt, als hätten Sie Ihren Traumjob gefunden.
Mércia Thym: Auf jeden Fall. Ich liebe das Sprachcafé! Ich kann so viel vermitteln und bekomme noch mehr zurück.