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Werbeinformation der Metzler Asset Management GmbH - 6.3.2025 - Edgar Walk

Ist die US-Wirtschaft auf dem Weg in die Stagflation?

USA: Prognosemodell mit negativem Signal

Die Federal Reserve of Atlanta hat ein Prognosemodell für das Wirtschaftswachstum im jeweils laufenden Quartal entwickelt: GDP Nowcast. Das Modell beginnt das Quartal mit Annahmen für die einzelnen Nachfragekomponenten wie Konsum, Investitionen etc. und aktualisiert diese, wenn relevante volkswirtschaftliche Daten im Quartalsverlauf veröffentlicht werden. Je später im Quartal, desto besser die Prognose. Aktuell prognostiziert das Modell ein Wirtschaftswachstum von -2,8 Prozent im ersten Quartal – das wäre eine Rezession. 

Eingetrübte Wachstumsperspektiven in den USA
Vierteljährliche Veränderung des BIP in % (annualisiert)
Quellen: Blue Chip Economic Indicator, Blue Chip Financial Forecasts, Metzler; Stand 5.3.2025

*Anmerkung: Die Top-10-Durchschnittsprognose ist der Durchschnitt der 10 höchsten (niedrigsten) Prognosen in der Blue-Chip-Umfrage.

Ein Blick in die Details zeigt, dass das Modell einen negativen Wachstumsbeitrag des Außenhandels von -3,6 Prozentpunkten schätzt. So hat sich das Handelsbilanzdefizit im Januar massiv verschlechtert. Es besteht die Vermutung, dass im Vorfeld der befürchteten Zölle viele Exporteure ihre Lieferungen vorgezogen haben. Diese vorzeitig gelieferten Produkte dürften erst einmal eingelagert werden, sodass mit einem entgegengesetzten positiven Wachstumsbeitrag in gleicher Höhe von der Lagerhaltung gerechnet werden müsste. Das heißt, es bestehen gute Chancen auf eine wieder höhere Prognose des Modells – aber nur auf 0,8 Prozent Wachstum.

Der Grund dafür ist, dass das Modell nicht mit einem Wachstum der Konsumausgaben im ersten Quartal rechnet. Schon im Januar waren die Konsumausgaben sehr schwach. Der schwächeren Wachstumsdynamik dürfte auch eine schwächere Dynamik am Arbeitsmarkt folgen: Zahl der offenen Stellen (Dienstag). Insgesamt spricht vieles dafür, dass die USA eine Wachstumsverlangsamung erleiden. Vor diesem Hintergrund könnte unsere Prognose eines Wirtschaftswachstums von 2,0 Prozent im Jahr 2025 zu optimistisch sein. Wir werden also die nächsten Datenveröffentlichungen abwarten.

Gleichzeitig könnte sich die Inflation (Mittwoch) als hartnäckig erweisen. Die höheren Zölle dürften zu Preisanhebungen führen, und die veränderte Einwanderungspolitik zu einer höheren Lohndynamik. Im Vorfeld der US-Inflationsdaten werden die Preiserhöhungsabsichten der Kleineren und Mittleren Unternehmen (NFIB-Index, Dienstag) einen wertvollen Hinweis auf die Inflationsdynamik geben.

Insgesamt sehen wir die US-Wirtschaft derzeit in einer Mini-Stagflation.

Deutschland lockert Schuldenbremse für Verteidigung und Infrastruktur

Die wahrscheinlich künftige Koalition aus CDU/CSU und SPD plant eine weitreichende Lockerung der Schuldenbremse. Verteidigungsausgaben über 1 Prozent des BIP sollen künftig von der Defizitgrenze ausgenommen werden. Zudem wird ein Infrastrukturfonds von 500 Milliarden Euro über zehn Jahre eingerichtet, von dem 100 Milliarden Euro an Länder und Kommunen fließen. Die Bundesländer dürfen künftig Haushaltsdefizite von bis zu 0,35 Prozent des BIP vorweisen – eine Abkehr der bisherigen strikten Schuldenregel.

Die Mittel sollen in Zivil- und Katastrophenschutz, Verkehr, Gesundheitswesen, Energie, Bildung, Forschung und Digitalisierung investiert werden. Noch vor dem Regierungswechsel soll der alte Bundestag die Reform verabschieden, da dort eine breite Zweidrittelmehrheit besteht.

Diese Kehrtwende markiert eine finanzpolitische Zeitenwende. Der designierte Kanzler Friedrich Merz und seine Koalition reagieren auf geopolitische Herausforderungen und setzen sicherheitspolitisch ein klares Signal an Russland und die USA. Zugleich soll der Investitionsstau im Inland abgebaut werden. Eine weitergehende Reform der Schuldenbremse ist bis Ende 2025 geplant, könnte aber im neuen Bundestag auf Widerstand stoßen. Dennoch steht fest: Deutschland nutzt seinen finanziellen Spielraum neu – mit potenziell weitreichenden Folgen.

Europa steht vor der Herausforderung, seine Militärausgaben schnell zu erhöhen. Eine historische Analyse des Instituts für Weltwirtschaft von 22 Ländern über 150 Jahre zeigt dabei, dass militärische Aufrüstungen typischerweise über Schulden und Steuererhöhungen finanziert wurden – Haushaltskürzungen spielten eine untergeordnete Rolle. Je größer die Aufrüstung, desto stärker die Defizitfinanzierung. Die Autoren des Instituts für Weltwirtschaft plädieren dafür, dass Deutschland und Europa kurzfristig Schulden zur Finanzierung nutzen und mittelfristig Steuererhöhungen oder Subventionskürzungen in Betracht ziehen. Ein warnendes Beispiel sei Großbritannien in den 1930er-Jahren, das aus fiskalischer Vorsicht zu spät auf die Bedrohung durch Nazi-Deutschland reagierte. Offensichtlich folgen die deutsche und europäischen Regierungen diesem Vorschlag.

CDU/CSU und SPD wollen das Maßnahmenpaket noch vor dem Zusammentritt des neuen Bundestags am 25. März verabschieden. Im aktuellen Parlament haben sie mit den Grünen eine Zweidrittelmehrheit, doch im Bundesrat benötigen sie zusätzliche Stimmen, etwa von der Linken oder den Freien Wählern. Während die Grünen noch Forderungen stellen, gilt ihre Zustimmung als wahrscheinlich. Kritischer ist die Lage im Bundesrat, wo fiskalkonservative Parteien Vorbehalte haben. Politischer Druck, etwa durch die CSU auf die Freien Wähler, könnte jedoch eine Mehrheit sichern.

Juristisch bleibt das Vorgehen heikel, da ein scheidendes Parlament eine Verfassungsänderung beschließt. Ein Eingreifen des Bundesverfassungsgerichts erscheint jedoch unwahrscheinlich.

Insgesamt verbessern sich dadurch die Wachstumsperspektiven für Deutschland und Europa erheblich. Wir haben schon eine Prognose für die Eurozone deutlich über Konsensus von 1,5 Prozent Wachstum in diesem Jahr und fühlen uns mit den aktuellen Entwicklungen bestätigt. Auch erwarteten wir bisher weniger Leitzinssenkungen der EZB als der Konsensus. Wir erwarten noch einen Schritt auf 2,25 Prozent.

Die Inflationsrisiken sehen wir eher begrenzt, da die Kapazitätsauslastung in der Industrie derzeit sehr niedrig ist und wir noch mit negativen Effekten eines US-Zolls von 25 Prozent gegen die EU rechnen. 

Edgar Walk
Edgar Walk

Chefvolkswirt , Metzler Asset Management

Edgar Walk arbeitet seit 2000 bei Metzler. Als Chefvolkswirt im Bereich Asset Management ist er für die volkswirtschaftlichen Prognosen verantwortlich. Aufgrund seiner engen Zusammenarbeit mit dem Portfoliomanagement liegt sein Fokus neben der volkswirtschaftlichen Analyse verstärkt auf Kapitalmarktthemen. Vor seiner Anstellung bei Metzler studierte Herr Walk in Tübingen Volkswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Regionalstudien Ostasien und Japan. Zur Vertiefung seiner Studien verbrachte er ein Auslandssemester an der Doshisha-Universität in Kyoto (Japan). Am Institut für Weltwirtschaft in Kiel absolvierte er anschließend den Aufbaustudiengang „Advanced Studies in International Economic Policy Research“.

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